Down By The Harbour, Kritiken

09.01.2015

Down By The Harbour - Orchestrion Schallfolien CD-FTF-069, Pressemitteilung von Ulfert Goeman ( Januar 2015). - "Vor Ihnen liegt ein kompaktes Duo-Album zweier der profiliertesten Persönlichkeiten der Frankfurter Jazzszene, das eindrucksvoll unterstreicht, dass es diese immer noch gibt, obwohl sie von einigen totgesagt wird. Kunkel, auch promovierter Kinder- und Jugendpsychiater, wechselte bereits vor 23 Jahren vom Saxophon zur Bassklarinette und hat sich seit Jahren dem Bassetthorn zugewandt, jenem Ableger der Klarinettenfamilie, der in F steht, eine Quarte tiefer unter der Klarinette in B und mit einem erweiterten Umfang bis zum notierten tiefen C reicht, gekennzeichnet auch durch die ungerade Form im Ansatz. Damit hat er in Bands wie Atlantic Auge, Vagant und Gulliver brilliert, mit vielen bekannten Jazzpersönlichkeiten musiziert und einige CDs auf den Weg gebracht. Seine Neueste ist nun "Down By The Harbour", beeindruckt von Beobachtungen in einem Hafen und realisiert mit Bob Degen, der seit 1972 mit kurzen Unterbrechungen in Frankfurt lebt, eigentlich aus Pennsylvanien/USA stammt und an der Berklee School of Music bei Margaret Chaloff studierte. Er ist ein Pianist, der bei seiner eigentlichen Bedeutung möglicherweise außerhalb Deutschlands unterschätzt wird und dessen sehr persönliches Spiel von Bill Evans und Paul Bley beeinflusst ist. Burkard Kunkel schreibt in seinen Liner Notes im Inneren des Klappcovers, dass er 1988 Bob Degen erstmals in dessen Duo mit Heinz Sauer ("Ellington Revisited") hörte und tief beeindruckt war, von Degen, aber auch von Heinz Sauer, dessen heiseren Ton er auf sein Bassetthorn überträgt, und das hörbar ist in allen Eigenkompositionen, die er erzählt und ausschmückt, aus Zonen im Grenzraum zwischen Meer und Land, aus dem Revier von Seemöwen, Pelikanen, Wellen, mit nächtlichen Szenen, nachempfunden in den berühmten Bauer-Studios, teilsweise bei völliger Dunkelheit und auf einer Reise ins Ungewisse und ohne Kursvorgabe. Ein Hafen als Symbol für ein Kommen und Gehen, Werden und Vergehen in 16 lyrischen Musikminiaturen von 33 Sekunden Länge bis zu knapp 4 Minuten und sehr markant, die Szenen, Beobachtungen in Musik umsetzen, prägnant, nie ausschweifend, die sich auf knappe Statements beschränken. Dies unterstreicht einmal mehr, dass ein Weniges oft mehr aussagt als ein Vieles, was nach einer Weile langweilig wird. In Bob Degen hat Kunkel den adäquaten Partner gefunden, in 13 gemeinsamen Duos, einem kurzen Klavierstück Degens ("Vivian Elaine") und zwei Kunkel-Titeln ("Robby", "Pelikan"). Vielleicht besitzen die einzigen drei Fremdkompositionen, Erik Saties 1897 entstandene "Pieces froides", die kalten Stücke mit den Quertänzen ("Dances des travers") eine Schlüsselfunktion, um die insgesamt schwebende Musik des Duos Kunkel/Degen zu verstehen. Stücke, über die der Bassetthornist improvisiert und die der Pianist vom Tempo her frei interpretiert. Es sind beispielhafte Kompositionen mit einer klaren, durchsichtigen, einfachen Satztechnik, provokant einfach, scheinbar spannungslos, mit metrischen und formalen Freiheiten, betonten Stilbrüchen, manchmal geradezu archaisch, teilweise skuril und etwas absurd; Wesensverwandtschaften bis hin zu John Cage". Quelle Ulfert Goeman, Januar 2015 ---------------------------------------------------------------------------- "Down By The Harbour": ......"Aus diesen warmherzig-lyrischen Betrachtungen, durch die Kunkels dunkler Ton auf dem Bassetthorn manchmal wie en Windstoß plötzlich rau aufheult, ragen zwei frei improvisierte Nummern wie grell blinkende, expressive Leuchtzeichen hervor. Der heisere Ton, den er auf dem zur Klarinettenfamilie zählenden Instrument immer wieder anschlägt, weist an die Aufnahmen hin, die der notorisch unterbewertete Pianist mit dem Saxophonisten Heinz Sauer, ebenfalls einer der einflussreichen Frankfurter Musiker, vor fast drei Jahrzehnten eingespielt hat...auf Ellingtonia Revisited habe Kunkel B. Degen erstmals gehört und war tief beeindruckt. ...ihre gemeinsame Reise ist nie ausschweifend, suchend zwar, tastend bisweilen, dabei aber voller Klarheit und schimmernder Transparenz. Rhythmisch sehr frei, aber selbst in den eruptiven Momenten nie aufgeregt oder kopflos, sondern achtsam und konzentriert, verspielt gelegentlich und von einer hohen Intensität getragen. Eine bei aller Abstraktion körperhafte Musik, die berührt und einlädt zum Mitreisen". Quelle: Auszug aus CD-Rezension von Michael Scheiner, 03.02.2016 Redaktion JazzZeitung ----------------------------------------------------------------- "Mit Bob Degen zu spielen, muss eine wunderbare Erfahrung sein, zumindest, wenn man Burkard Kunkel ist. Bob Degen ist da, wenn man ihn braucht, er ist diskret und punktgenau und produziert nie nur Füllmaterial, er definiert Stimmungen, entwickelt ständig melodische Vorgänge und Alternativen, die linke Hand zeigt, wo im Zeitkontinuum man sich gerade befindet hat, sein Anschlag ist markant, ungemein variabel und der Situation angemessen. Burkard Kunkel hat das Bassetthorn dabei und die Bassklarinette. Beide Instrumente klingen bei ihm familienähnlich, aber markant unterschiedlich. Mit der Klarinette findet er scharfe, kantigere Klangfarben und treibt sich gern im Nebelhorn-Register herum, das Bassetthorn klingt schlanker und eleganter, und dann hat er sogar die oft verheimlichte Zither aus frühen Tagen dabei. Es muss für Bob Degen eine wunderbare Erfahrung sein, mit Burkard Kunkel zu spielen". Quelle: Hans-Jürgen Linke, 14.05.2015-Frankfuter Rundschau ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ "Zittern zur Zither" .....Und das Duo "The Art of Two" hat es mühelos geschafft, die Böen zu besänftigen. Im vollbesetzten Pfarrhof herrschte schließlich eine aufmerksame Stille, wie lange nicht. Die Musiker Burkard Kunkel ( Bassetthorn, Bassklarinette, Zither) und Vitold Rek (Kontrabass) kreiierten leise und raffinierte Klänge. Ganz neue, eigensinnige Töne wehten durch das Garten-Kirche-Ensemble von St. Ignaz"....Quelle: 13.07.2022 - Karin Röder ---------------------------------------------------------------- Geordnete Freiheit - Grandios: das Quartett Zitrone und Zimt von Stefan Michalzik - ....."Kunkel ist derjenige, der - auf eine durchaus nicht dominante Weise - mehr nach vorne weggeht, Pilz entfaltet seine Wirkung aus einer eher in sich ruhenden Haltung heraus......Idealtypisch austariert ist bei Zitrone und Zimt das Verhältnis von Einverständnis und Reibungspotenzialen. Diese Musik kann Zeitgenossenschaft in vorderster Linie für sich beanspruchen und sie ist zugleich über die Zeitläufte erhoben". Quelle: Stefan Michalzik - 24.07.2010

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